Portraits


Foto: Christian Strassl
Foto: Christian Strassl

Das Gesicht ist ein Tagebuch des menschlichen Lebens. Jede Erfahrung wird im Gesicht dokumentiert, verändert Linien, Strukturen und Schatten, zeichnet und prägt immer wieder neu. So entsteht eine ganz persönliche Karte, welche eine Erfahrungslandschaft darstellt.

 

Ein Portrait, egal ob fotografiert, gemalt oder gezeichnet, ist eine Momentaufnahme. Das einzige, was sich daraus lesen lässt, ist der emotionale Zustand in diesem Augenblick. Aber was hat dazu geführt, was hat die Emotion ausgelöst, was oder wer hat die Gesichtskarte geprägt? Wer ist der Mensch auf dem Portrait wirklich? Meistens bleibt es verborgen... 

 

Ich begebe mich auf eine Entdeckungsreise, versuche die Karte zu entziffern, das Wesentliche aus der Geschichte eines Menschen rauszuholen. Symbole, Bilder und Worte, die dabei als Assoziation entstehen, bilden einen ganz persönlichen Code. In Stempel umgesetzt, ergeben sie einen unverwechselbaren Werkzeugsatz - einzigartig wie der Mensch selbst. Gleichzeitig bilden sie eine Art Legende, die dem Betrachter die Möglichkeit bietet, die Karte selber zu lesen. Das führt zu einem Dualismus der Betrachtungsweise. Auf den ersten Blick – vergleichbar mit der ersten Begegnung fremder Menschen - gibt das Portrait die emotionale Momentaufnahme preis. Von Weitem bilden wir uns eine erste, vage Meinung. Wer sich aber die Zeit nimmt, um innezuhalten, näher zu kommen, sich in die Linien und Muster zu vertiefen, bekommt die Möglichkeit, die portraitierte Person ganz persönlich kennenzulernen. Einzelne Stempelabdrücke - Worte und Bilder - die dabei entdeckt und durch eigene Erfahrungen gefiltert und interpretiert werden, bauen eine Beziehung auf. Das Portrait verschwindet um einer Geschichte Platz zu machen.